Zurück in Deutschland: Zwischen Grenzzauber, Gegenwind und Goldfischbrötchen
Der Tag startete fast schon symbolisch – wir waren direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Es war wirklich nur ein Steinwurf entfernt, gefühlt hätte man sich mit den Händen durch den Grenzzaun die Hand reichen können. Die Grundstücksmauer, auf der wir geschlafen hatten, lag praktisch auf der Grenze. Irgendwie ein seltsames, aber auch starkes Gefühl – so nah und doch zwei Länder.
Wir durfte an diesem Morgen wieder auf einer schönen Bank– mit Blick ins Grüne, frühstücken und unser kleines Kaffee-und-Tee-Ritual genießen, wenn auch nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Früher saßen wir oft noch gemütlich beisammen und haben nur getrunken – heute frühstücken wir eher funktional. Aber hey, so ist das eben, wenn man unterwegs Ist.
Markus machte sich recht früh auf den Weg. Ich blieb noch ein bisschen zurück. Dabei beobachtete ich die zwei Studenten vom Vortag. Sie hatten große Diskussionen über Zeltaufbausysteme – und brauchten dabei geschlagene anderthalb Stunden, um ihr Zelt überhaupt abzubauen. Der eine meinte, sein System sei besser, der andere natürlich auch. Ich musste schmunzeln. Jeder hat eben seinen Stil – Markus und ich ja genauso. Hauptsache, es klappt am Ende.
Grenzübertritt mit Polizeibegleitung
Kurz nach dem Aufbruch von Markus wurde es direkt spannend: Verkehrskontrolle an der Grenze. Ein ganzer Tross von Polizeiwagen stand da, und er fühlte sich mit all seinen Taschen und Packtaschen schon ziemlich auffällig. Die Niederlande haben ja so ihren Ruf, was gewisse Substanzen angeht – vielleicht war das auch der Grund für die Kontrolle, oder es lag an der aktuellen politischen Lage? Keine Ahnung. Jedenfalls ging’s problemlos weiter.
Was ihm aber sofort ins Auge sprang: der Unterschied zwischen den niederländischen und deutschen Radwegen. Während man drüben auf perfekten, separaten Wegen durch grüne Landschaften gleitet, wurde er hier direkt nach ein paar Metern mit der ersten Baustelle begrüßt. Er nahm’s mit Humor und beschloss, ab jetzt jede Umleitung zu fotografieren – am Ende waren es zum Glück nur zwei weitere.
Gegenwind der Extraklasse
Zunächst ging’s ganz entspannt mit dem Wind im Rücken Richtung Süden. Aber er wusste: Irgendwann muss ich nach Emden – und das liegt im Nordwesten. Also: volles Programm Gegenwind! Und was für einer. E fuhr teilweise mit aller Kraft gerade mal 11–12 km/h am Deich entlang. Stundenlang. Es war wirklich zäh. Der Wind kam so stark von vorn, dass er manchmal dachte, er fuhr rückwärts. Er wollte sich nur noch irgendwo verkriechen.
Fischgenuss und überraschender Besuch
Dann erreichte er ein kleines Fischerdorf – und da war was los! Ein ganzer Schwung Menschen, vermutlich eine Reisegruppe, stand vor einem bekannten Fischlokal. Er war sofort neugierig und gönnte sich ein Bismarckbrötchen und ein Matjes – unglaublich lecker und saftig! Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen, seiner Begleitung ein paar neidisch machende Fotos zu schicken.
Und was soll er sagen? 24 Minuten später war sie plötzlich da! Sie war mit dem Auto gekommen, hatte ihn aufgespürt – vermutlich wegen der Fischbrötchen. Gemeinsam beobachteten wir die Mini-Fähre, die tatsächlich nur ein Auto und vielleicht 50 Fahrräder transportieren konnte – putzig!
Ich gönnte mir später noch eine Fischtüte – frittiert, aber saftig wie ein Gedicht. Und da ich mit Fibromyalgie lebe: Omega-3 ist Gold wert.
Begegnungen, Einkäufe und ein Hauch Geschichte
Markus nahm später die Fähre, während ich außen herumfuhr. Auf dem Weg begegnete ich ihm zufällig wieder – natürlich musste ich hupen. Er dachte erst, irgendein Depp hupt ihn an, dabei war’s nur ich.
Ich erledigte noch ein paar Einkäufe im Supermarkt (der sich als Lidl entpuppte), um Markus mit frischem Brot zum Fisch zu versorgen. Dann wollte ich eigentlich zum Otto-Huus, aber irgendwie war ich müde und hatte keine Lust auf Trubel. Also fuhr ich weiter – Richtung Norden.
Unterwegs kam ich an einer Gedenkstätte vorbei, vermutlich eine KZ-Gedenkstätte. Ich hielt kurz an, aber ich spürte: heute war nicht der Tag dafür. Der Ort hat Aufmerksamkeit verdient – aber nicht zwischen Fischbrötchen und Reifenheber.
Technik-Check und Ausblick
Im Fahrradladen in Norden bekam ich neue stabile Reifenheber, aber leider keinen Ständer – den brauche ich dringend wegen des schweren Lenkgepäcks. Ich ließ mich auch mal zu E-Bikes beraten – als Backup vielleicht. Mal sehen.
Am Abend kam Markus dann fix und fertig an. Ich hatte mir vorgenommen, ihm entgegenzufahren, aber ich war auch einfach durch. Also baute er das Zelt auf, ich machte in der Zwischenzeit eine heiße Suppe warm und servierte dazu Baguette. Wir saßen hinter dem Auto im Windschatten – es war bitterkalt, fast wie in Norwegen. Mütze, Stirntuch, Winterjacke – alles kam zum Einsatz.
Zum Abschluss des Tages gingen wir nochmal gemeinsam auf den Deich, um den Sonnenuntergang zu sehen – magisch. Natürlich hielten wir alles fotografisch fest, auch uns.
Danach verzogen wir uns ins Zelt, wo Markus noch Fahrräder recherchierte und ich ein bisschen mit meinem Sohn schrieb. Es sollte eine laute Nacht werden – wir müssen unbedingt die Ohrstöpsel finden.

















