Zwei platte Reifen, eine Fähre zu wenig und ein echter Held namens Hans
Der Tag begann wie immer mit unserem morgendlichen Ritual – Kaffee, ein bisschen Plauderei, ein ruhiger Start. Danach machte sich Markus gegen 10 Uhr auf den Weg. Die Route war landschaftlich wunderschön: viel Schilf, weite Felder, und natürlich die typischen niederländischen Deiche.
Die erste kleine Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Die Fähre, die Markus nehmen wollte, fuhr nur an Wochenenden und am 1. Mai – Pech gehabt. Und es war wieder heiß, sehr heiß. Als er dann endlich auf einer anderen Fähre stand, rief ich ihn an. Markus, unsicher, was zu tun sei, verließ die Fähre wieder. Er wollte nicht umsonst übersetzen, wenn ich vielleicht Hilfe brauchte. Am Ende wartete er über eine Stunde auf die nächste Überfahrt – ein echter Teamplayer, auch wenn er an diesem Tag zunächst alleine weiterfuhr.
Zweimal „Pfffft“ – zweimal platt
Währenddessen hatte ich mein eigenes Abenteuer. In einer der typischen niederländischen 30er-Zonen mit diesen fiesen, hohen Bordsteinen, kam es zum Unglück. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite spielten Kinder – meine volle Aufmerksamkeit galt ihnen. Und dann: Bäm. Der Bordstein war stärker als mein Reifen. Der vordere verabschiedete sich zuerst, ich schaffte es aber noch in eine Seitenstraße. Dort folgte dann der leise Abschied des hinteren Reifens – „Pfffft“.
Da stand ich nun. Zwei platte Reifen, keine Werkstatt in Sicht. Doch Glück im Unglück: Ein freundlicher Mann kam vorbei, und ich sprach ihn einfach an. Er war sofort hilfsbereit, rief mehrere Werkstätten an und erklärte meine Lage auf Niederländisch – ein echter Engel! Leider konnte keine Werkstatt mich abschleppen. Ich bedankte mich herzlich und rief Markus an.
Der hatte inzwischen schon bei seiner Versicherung angerufen und mir die Infos weitergegeben. Ich meldete den Schaden – und tatsächlich: Ein Abschleppdienst wurde beauftragt. Dass ich jetzt aber noch drei Stunden bei 30 Grad auf dem Asphalt ausharren würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht…
Hans – der DJ mit Herz
Irgendwann war er dann da: Hans, mein Retter des Tages. Ich begann automatisch auf Englisch – aber er grinste nur: „Wir können Deutsch reden!“ Hans hatte Verwandte in Deutschland und war sofort voll bei der Sache. Er telefonierte mit den Werkstätten, um sicherzugehen, dass sie passende Reifen auf Lager hatten – denn die Versicherung zahlte nur eine Fahrt.
Wie sich herausstellte, hatte eine der Werkstätten bereits vorgesorgt – sie hatte nach dem Anruf meines ersten Helfers die passenden Reifen besorgt. Stark mitgedacht!
Bevor es losging, fuhr Hans mich noch zu zwei Bankautomaten – der erste war kaputt, beim zweiten hatte ich dann Glück. Was für ein Service! Nebenbei erfuhr ich noch, dass Hans DJ ist, Bass spielt und sich gerade einen Camper zugelegt hat, um seine fußballspielende Tochter bei Turnieren begleiten zu können. Cooler Typ!
In der Werkstatt klärte Hans alles für mich. Wir verabschiedeten uns mit einem letzten Gespräch, einem Foto – und einem Dankeschön, das von Herzen kam.
Wieder vereint – und auf einem Ü55-Campingplatz
Während mein Auto repariert wurde, nutzte ich die Zeit für ein bisschen Netflix. Am späten Nachmittag traf ich mich dann wieder mit Markus beim Lidl. Er hatte sich mit kühlen Vorräten wie Eis und Joghurt eingedeckt – genau das Richtige bei dem Wetter.
Markus hatte eine entspannte, flache Etappe hinter sich und sogar einen anderen Tourenfahrer getroffen. Unser Ziel: Ein Campingplatz, der eigentlich nur Gäste über 55 erlaubt. Aber mit einem charmanten Lächeln und einer netten Nachfrage an der Rezeption bekamen wir dann doch einen Zeltplatz.
Abends machten wir es uns gemütlich und ließen diesen aufregenden, chaotischen, aber auch sehr herzlichen Tag Revue passieren. Eins ist sicher: Menschen wie Hans oder mein erster Helfer machen eine solche Reise unvergesslich.



















