9. Tag von CP Het Loze zum CP Hoek van Holland

9. Tag von CP Het Loze zum CP Hoek van Holland

Heute begann der Tag ungewohnt: Kein gemeinsames Frühstück, kein gemütliches Zusammensitzen. Die Sonne kündigte einen heißen Tag an, also wollten wir früh los. Unser Treffpunkt: die berühmten Windmühlen von Kinderdijk.

📸 Früher Vogel fängt das Foto

Ich war die Erste vor Ort und nutzte die Ruhe am Morgen, um in aller Stille die Umgebung zu erkunden – Windmühlen, Wildtiere, kämpfende Wildgänse. Die Kamera war zwar etwas überfordert vor Aufregung, aber es sind trotzdem tolle Bilder entstanden. Als ich so auf einer Bank saß, kam ein älterer Herr zu einem kleinen Boot: Gerard.

Gerard ist ehrenamtlicher Bootsführer und fährt gemeinsam mit rund 72 Freiwilligen täglich Touristen durch die Wasserwege von Kinderdijk – vorbei an den historischen Windmühlen. Er erzählte mir, dass diese Mühlen nicht zum Mahlen oder Sägen gebaut wurden, sondern zum Wasserpumpen – ein beeindruckendes System, das auch heute noch funktioniert. Seit 1997 gehören die Windmühlen übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe. Natürlich habe ich auch ein Foto von Gerard und seinem Boot gemacht – eine schöne Begegnung.

☕ Kaffee, Gespräche und die nächste Tasse

Als Markus ankam, setzten wir uns gemeinsam mit unseren warmen Getränken hin und plauderten ein wenig mit den ehrenamtlichen Helfern. Einer war besonders fasziniert von Markus’ bepacktem Fahrrad und fragte neugierig nach seinen Plänen. Und ja – im Souvenirshop landete natürlich direkt wieder eine neue Tasse in Markus’ Sammlung.

An der Fähre traf Markus dann einen Tourenradler vom Vortag wieder. Erst hielt er ihn für einen Engländer, doch es stellte sich heraus: Ein Niederländer! Die beiden verstanden sich gut, tauschten Reisetipps aus – besonders zur Bezahlung auf Fähren – und begegneten sich auf der Strecke noch einige Male.

🏙️ Von Rotterdam zur Nordsee

Markus fuhr weiter Richtung Rotterdam – und plötzlich war die vertraute Landschaft weg. Statt Felder und Deiche: Hochhäuser, Containerhäfen, Stadttrubel. Doch kurz nach der Stadtgrenze kehrte die ruhige, grüne Umgebung wieder zurück. Trotz der Größe fühlte sich Markus in Rotterdam auf dem Rad sicher und hatte nie das Bedürfnis, den Helm aufzusetzen.

Wir trafen uns schließlich wieder an der Rheinmündung in die Nordsee. Ein emotionaler Moment: Die Ulm, die in die Lahn floss, die Lahn in den Rhein – und der nun ins große Meer. Das letzte Stück „Heimatfluss“ war damit verabschiedet.

🥐 Brötchenkrieg am Lidl

Bevor wir zum Campingplatz fuhren, hielten wir – natürlich – bei Lidl. Ich glaube, wir sollten dort echt mal Sponsoring anfragen. Beim Essen auf einer Bank bemerkte Markus plötzlich: „Schau mal, die Vögel sitzen auf unseren Fahrrädern!“ Ich hatte noch ein eingepacktes Brötchen im Korb – oder besser: gehabt. Die Vögel hatten sich durch die Tüte gepickt und sich bedient.

Was dann geschah, war ein kleines Spektakel: Erst kamen die kleinen schwarzen Vögel, dann eine große Möwe, die sofort das Kommando übernahm. Als das Brötchen in zwei Teile zerbrach, schnappte sich ein Vogel blitzschnell ein Stück – die anderen jagten hinterher. Sogar eine zweite Möwe stürzte sich ins Getümmel. Es war wie eine Szene aus einem Tierdokumentarfilm – direkt vor unseren Füßen.

🌊 Abschied am Wasser

Wir fuhren zur Rheinmündung – ein Ort zum Innehalten. Markus lief bis ganz zum westlichsten Zipfel, den wir mit dem Fahrrad nicht mehr erreichen konnten. Danach saßen wir gemeinsam auf der Kaimauer, beobachteten Containerschiffe und Schwäne – und aßen ungewollt eine Portion Nordseesand, der uns um die Nase wehte.

🏕️ Neue Bekanntschaften am Campingplatz

Zurück am Zeltplatz machten wir uns etwas zu essen. Markus übernahm den Abwasch – und kam ewig nicht zurück. Ich wollte eigentlich schon das Auto wegfahren oder meine Wärmflasche vorbereiten, aber ohne Topf ging nichts. Schließlich tauchte er wieder auf – er hatte sich mit einem netten Ehepaar beim Spülen verquatscht.

Später besuchten wir die beiden gemeinsam: David und Jana, ein amerikanisches Paar, das morgens in Amsterdam gelandet war und mit dem Rad bis hierher gefahren ist. Ihr Ziel: Mainz, wo ihr Sohn lebt. Trotz Jetlag plauderten wir fast eine Stunde und machten natürlich auch ein Erinnerungsfoto.

Am Abend kuschelte ich mich dann mit meiner Wärmflasche in den Schlafsack. Markus braucht das nicht – er ist eher das Gegenteil: ein wandelnder Heizkörper.

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