19. Tag von Hooksiel zum CP Eckernförde

19. Tag von Hooksiel zum CP Eckernförde

Später Start in einen windigen Tag

Der Morgen begann träge – wir kamen wieder einmal nur schwer in die Gänge. Es war schon kurz vor elf, als wir endlich aufbrachen. Die Strecke in Richtung Wilhelmshaven schlängelte sich in zahllosen Zickzackkurven dahin. Ständig mussten wir abbremsen, doch die Umgebung machte das wieder wett: grüne Weiden, stille Wege und ein weiter Blick über die Marschlandschaft. Es war schön – einfach schön.

Wo sind denn alle hin?

In Wilhelmshaven angekommen, erwartete uns ein gespenstischer Anblick: menschenleere Straßen, verwaiste Cafés, kein Betrieb am Hafen. „Ist irgendwas passiert?“, fragten wir uns. „Haben wir etwas verpasst? WM-Finale? Corona-Alarm? Zombieapokalypse?“ – wir lachten, aber es fühlte sich wirklich seltsam an.Am Hafen entdeckten wir dann doch ein paar vereinzelte Spaziergänger. Wir schauten uns in aller Ruhe die grauen Kolosse der Marine an, die dort vor Anker lagen. Ich zückte mein Handy und machte Fotos – besonders für meinen jüngsten Sohn, der total auf Marine Schiffe steht. Ein kleiner Höhepunkt war auch unsere Fahrt über die imposante Kaiser-Wilhelm-Brücke, ein echtes Stück Geschichte, das sich fast ehrfürchtig unter unseren Reifen spannte.

Gegenwind deluxe

Und dann begann der wahre Kampf: Der Wind legte los. Gegenwind, wie aus dem Bilderbuch. Die Geschwindigkeit fiel auf erbärmliche 8 bis 10 km/h. Wenn Markus mich in seinen Windschatten nahm, ging es ein bisschen besser, aber trotzdem fühlte es sich an, als würde ich rückwärts fahren. Ich hatte das Gefühl, mein Körper machte einfach nicht mehr mit.„Heute schaffe ich nicht viel“, sagte ich zu Markus. „Lass uns den nächsten Campingplatz nehmen, egal wie weit wir kommen.“ Doch an den nächsten zwei Plätzen fuhren wir vorbei – sie gefielen uns einfach nicht. Markus hatte morgens schon einen anderen im Kopf, aber der schien mir meilenweit entfernt. Ich war sicher, dass ich das nicht schaffen würde.

Rückenwind macht Hoffnung

Doch dann – wie ein kleines Wunder – drehte der Wind. Rückenwind! Auf einmal schossen wir mit 16 bis 17 km/h dahin. Markus schob mich zwischendurch sogar an, ich hatte mein ganz persönliches E-Bike. Es lief erstaunlich gut – bis der Wind seine Meinung wieder änderte.

Die letzten Meter waren die härtesten

Kaum ging es Richtung Campingplatz, kam der Wind frontal zurück. Ich fühlte mich, als würde ich mit dem Rad umkippen – nichts ging mehr. Markus gab mir noch ein letztes Mal Anschubhilfe, doch ich war durch. Er fuhr dann voraus, weil der Platz bald schließen sollte – aber mit einem mulmigen Gefühl, ob ich überhaupt ankommen würde.Ich rief ihm hinterher: „Ich schaff das – keine Ahnung wie lang ich brauche, aber ich komme!“ Ich lachte innerlich, denn ich hatte nur noch seinen Schatten gesehen und mir gedacht: Da muss ich jetzt auch noch hin!?Dann war er auf einmal weg. Und ich dachte nur: Okay, dann bin ich jetzt halt auch weg… 🙈🙈🙈

Der Endgegner blieb mir erspart

Kurz vorm Campingplatz kam dann noch ein letzter Schreckmoment: Ich sah, dass es hinter dem Platz nochmal ordentlich bergauf ging – der Deich ragte wie eine kleine Wand auf. Ich fragte mich entsetzt: Wie soll ich das denn jetzt noch schaffen?! Doch zum Glück: Der Anstieg war erst nach dem Platz. Ich musste da nicht mehr hoch. Pure Erleichterung durchströmte mich. Ich hatte es geschafft.Markus stand schon da, zusammen mit der freundlichen Frau vom Platz – mein Tagesziel war erreicht.

Herzlich empfangen und gut versorgt

Die Frau war die Betreiberin des Knaus-Campingplatzes, den sie gemeinsam mit ihrem Sohn verwaltete. Sie war unglaublich herzlich und bot uns direkt am nächsten Tag Frühstück an – einfach so. Es war rührend, wie sehr sie wollte, dass es uns gut ging. Solche Begegnungen sind Gold wert.Ich selbst war komplett durch: Der Sattel hatte mir den Steiß zerdrückt und mein Knie machte mir Sorgen – ich hatte es mir irgendwie verdreht. Es war klar, dass ich den nächsten Tag wohl Tapen musste.

Abends am Platz

Abends saßen wir noch im Aufenthaltsraum – ein richtig gemütlicher Ort mit Tischkicker, Billardtisch und kleiner Küche. Unser Zelt hatten wir direkt neben einem Mobilheim aufgebaut und hofften, dass der Wind in der Nacht gnädig sein würde.Nach sieben Stunden auf dem Rad und etwa 70 bis 80 Kilometern Strecke fielen wir nur noch in den Schlafsack. Was für ein Tag!

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